Im Schutz des Rudels Wie eine Frau sexuelle Traumatisierung erlebt, ihren Alltag bewältigt und umfassende Heilung des Traumas anstrebt – Biographie und Sachbuch-Projekt. Im Schutz des Rudels beschreibt meine Jahrzehnte währende Auseinandersetzung mit meiner Missbrauchsgeschichte. Im frühen Kindesalter unter Androhung schwerster Strafen von meinem Adoptivvater vergewaltigt, von der Mutter nicht geliebt und beiseite geschoben, habe ich im Laufe meines Lebens eine multiple Persönlichkeitsstörung erworben, die mein Leben immer wieder an Abgründe brachte und mich zu folgenschweren Entscheidungen hinreißen ließ. Erst im Verlaufe der Therapie, in der ich mich momentan befinde, konnte der gesamte Umfang meiner Krankheit diagnostiziert und ein Behandlungsansatz gefunden werden. Aus langjährigen Tagebuchaufzeichnungen, Gesprächen mit meiner Mutter und Verwandten sowie aus Erinnerungsfragmenten ist das nun vorliegende Buch entstanden, in dem ich meine Lebensgeschichte erzähle. Als Leitmotiv habe ich die Metapher des Wolfsrudels gewählt, weil ich meine, damit meine multiple Persönlichkeitsstörung verständlich darstellen zu können. Auf meine Person bezogen steht das Rudel für die Gesamtheit der Einzelpersonen, die meine Identität ausmachen. Jede Person in mir trägt einen Teil meiner Lebenslast; nur durch die vollständige Abspaltung meiner Missbrauchserfahrungen, die meine Innenpersonen übernommen haben, war mein Überleben möglich. Sexueller Missbrauch an Kindern ist in Deutschland strafbewehrt. Doch wie sehen die Strafen aus? Sie sind vergleichsweise milde gemessen an der Strafe, die das Opfer verbüßen muss. Für missbrauchte Menschen hat die Tat Auswirkungen auf das gesamte Leben. Nach meinem Empfinden fehlt unserer Gesellschaft der Blick in die inneren Prozesse eines Menschen, der von diesem Trauma betroffen ist. Nur damit ließe sich ein tieferes Verständnis für diesen Misstand entwickeln. Im vorliegenden Buch beschreibe ich den Missbrauch in der Härte und in der Brutalität, in der er an mir geschehen ist, ohne mildernde Umstände für die Täter, von denen die meisten aus meinem Familien- und dem Freundeskreis meiner Familie kamen. Dabei ist es mir nicht immer leichtgefallen, konsequent Worte zu finden für das Unaussprechliche, jedoch ist das meiner Ansicht nach der einzige Weg, Parallelidentitäten der Täter aufzudecken, die im Alltag hinter der Fassade des Biedermanns kaum auffallen. Nicht nur die Täter, auch mich als Opfer habe ich dabei nicht geschont. Ich schildere meine Biographie in aller Deutlichkeit, um meinen Lesern die Gelegenheit zu nehmen, weiter wegzuschauen. Das verlangt ihnen einiges ab, lässt sie aber zugleich erkennen, wie feinmaschig Beziehungsgeflechte und Abhängigkeiten verwoben sind – ein Netz, das sich im falschen Augenblick zusammenzieht und aus dem es kaum noch ein Entrinnen gibt. Diese innere Verwobenheit mit den Tätereigenschaften ist mein innerer Leitfaden, denn nur eine gnadenlose Offenheit nach allen Seiten hilft, den Blick für das Geschehene zu schärfen und die Zusammenhänge zu erkennen. Für die Opfer ist der Missbrauch ein Ereignis, der das gesamte Leben bis in die kleinste Zelle verändert. Nichts bleibt davon unberührt, nicht das Verhältnis zum eigenen Selbst, zum eigenen Körper, zur spirituellen Dimension und schon gar nicht das Verhältnis zum sozialen Umfeld. Mein Bericht bleibt nicht bei der Gewalterfahrung stehen, vielmehr beschreibt er auch die Zeit danach, die Folgeerscheinungen im täglichen Leben, die bis zum heutigen Tage anhalten, wenngleich ich mich dank erfahrener Therapeuten und eines stabilisierenden Umfeldes auf dem Weg der Genesung befinde. In meinem Fall sind die Diagnosen Dissoziative Persönlichkeitsstörung und Posttraumatische Belastungsstörung gestellt worden. Meine allergrößte Aufmerksamkeit bei der Erstellung des Manuskriptes widmete ich der verständlichen Darstellung meines Ringens um Heilung, um ein
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